Das Gerüst für Ihren Text steht. Sie haben im vorigen Beitrag Gute Texte schreiben‑I erfahren, wie Sie ein Konzept erstellen und den Text auf Ihre Leser, Ihre Zielgruppe, abstimmen.Nun geht es an die Feinarbeit, an das Schreiben selbst. Zu einer "guten Schreibe" gehört zwar sicherlich eine gewisse Grundbegabung, aber mit ein paar Tipps lässt sich ein durchschnittlicher Text zumindest aufwerten. Damit Ihre Leser sich mit Ihrem Text identifizieren ist es wichtig, dass Sie deren Sprache sprechen. Ein Fachtext, der ausschließlich an Hochschulprofessoren und -professorinnen herausgegeben wird, muss anders aussehen, als eine Produktinformation für den strapazierten Otto Normalverbraucher - ganz klar, oder?Da sich gerade Produktinformationstexte oder Texte zu Dienstleistungen meistens eher an Herrn Normalverbraucher wenden, hier der nächste Tipp:
6. Vermeiden Sie Fremdwörter und Fachbegriffe
Nicht jeder ist ein wandelndes Lexikon. Machen Sie sich einen Sport daraus, Fremd- und Fachwörter durch deutsche Bezeichnungen zu ersetzen. Auch Ausdrücke, die scheinbar in aller Munde sind, sind trotzdem nicht jedem geläufig. Und einige Fremdwörter werden schlichtweg falsch genutzt oder verwechselt - denken Sie allein daran, wie oft engagieren mit arrangieren oder integrieren mit intrigieren vertauscht wird.Also: vermeiden Sie Fachchinesisch und den Einsatz von Fremdwörtern. Ebenfalls wichtig: benutzen Sie Verben und keine Nomen. Der sogenannte Nominalstil ist sperrig und langweilig zu lesen. "Die Beaufsichtigung der Schüler wurde vom Fachlehrer übernommen. "Warum nicht: "Der Fachlehrer beaufsichtigte die Schüler."? Das klingt doch viel freundlicher und aktiver, oder? Durchforsten Sie Ihren Text kritisch auf Fremdwörter, Fachausdrücke und Nominalstil - damit erreichen Sie ohne großen Aufwand, dass Ihre Leser bei Ihnen bleiben.7. Sprechen Sie Denglisch? Hoffentlich nicht
Auf Facebook wird geliked, was das Zeug hält. Auf dem Weg zum Job holt man sich einen Coffee to go, und nach der Arbeit muss man noch zum Hairstylist oder nimmt mit Freunden ein paar Drinks in der hippen Bar. Täglich sind wir von so vielen ins Deutsche übernommenen englischen Wörtern umgeben, dass es uns gar nicht mehr auffällt. Achten Sie einfach mal darauf, ob sich 'denglische' Ausdrücke in Ihren Text eingeschlichen haben und ersetzen Sie sie wenn möglich durch entsprechende deutsche Wörter. Auch Anglizismen - aus dem Englischen übernommene Konstruktionen - wie in 2004 oder einmal mehr (aus once more; eigentlich noch einmal) sind mittlerweile sehr gebräuchlich. Versuchen Sie dennoch, diese zu vermeiden. Ein Fehler wäre nun aber, auf Biegen und Brechen alle englischen Begriffe einzudeutschen - Wertstoffwiederverwertung statt Recycling oder Klapprechner statt Laptop wirkt dann doch eher lächerlich.8. Die Sache mit der Kürze und der Würze
Wortmonster wie Blumenbeetumrandungselement oder Werbetafeloberflächenversiegelungslack lassen Ihre Leser schneller abspringen, als Sie die Wörter ausgeschrieben haben.Auch Sätze, die durch mehrere Einschübe oder Erklärungen, die weitere Informationen gebensollen, verschachtelt werden, so dass die zu Beginn angestrebte Schlussfolgerung, auf welche durch die vorhergehenden Aufzählungen konsequent hingearbeitet wurde, ... äh, wo war ich?Ach so: Zu lange und verschachtelte Sätze verwirren den Leser. Darum merken Sie sich als Faustregel: Nach 15 bis maximal 20 Wörtern sollten Sie einen Punkt machen. Und Wortmonster zähmen Sie durch Bindestriche oder Umschreibungen: Versiegelungs-Lack für die Oberfläche von Werbetafeln, Element zur Umrandung von Blumenbeeten. Wenn Sie nun noch in den Fließtext die ein oder andere Aufzählung einarbeiten, werden es Ihre Leser danken. Denn so wird der Text- übersichtlicher,
- strukturierter,
- leichter zu lesen und
- einleuchtender.
9. Erschaffen Sie Bilder im Kopf und werden Sie persönlich
Im Beispiel vom Blumendünger (in Gute Texte schreiben‑I) haben Sie es schon gesehen: Starten Sie bei Ihren Lesern das Kopfkino. Erschaffen Sie Bilder, Emotionen, wecken Sie Erinnerungen, bringen Sie ein Lächeln auf die Lippen.Das gelingt Ihnen, indem Sie aktiv schreiben: Nicht "Sollten Ihre Rosen durch Nährstoffmangel kümmern, kann unser Superdünger helfen.", sondern: "Ihre Rosen kümmern trotz Ihrer liebevollen Pflege? Unser Superdünger hilft aktiv bei Nährstoffmangel."- Vermeiden Sie Hilfsverben wie können, sollten, müssten, würden und sagen Sie klar, was geschieht oder zu tun ist: Statt "Über einen Anruf würde ich mich freuen." schreiben Sie "Ich freue mich auf Ihren Anruf."
- Bildhafte Verben, Substantive und Adjektive bringen die Vorstellung in Gang. Natürlich sind bei sehr techniklastigen Texten hier engere Grenzen gesetzt, als wenn Sie kuschelige Bettwäsche anpreisen wollen. Doch ein Blick in die Autowerbung zeigt Ihnen, wie mit Worten Bedürfnisse geweckt werden: kraftvolle Motoren, gezügelte Energie, dynamisch, sportlich, ... beschreiben Sie auch das Gefühl, das der Kunde durch Ihr Produkt bekommt.
- Schaffen Sie eine persönliche Bindung, indem Sie den Kunden direkt ansprechen. Wenn es sich ergibt, fügen Sie den Namen Ihres Kunden ein - aber mit Gefühl, sonst klingen Sie wie ein billiger Marktschreier. Verwenden Sie Personalpronomen: "... so blühen Ihre Rosen kraftvoll und lange." oder "Erfahren Sie den Komfort in Ihrem neuen Cabrio."